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Italiener essen anders als vor der Corona-Pandemie

Italiener essen anders als vor der Corona-Pandemie

Wie die Pandemie das Essverhalten in Italien veränderte

Covid-19 hat die Gewohnheiten der Menschen in vielen Ländern dieser Erde stark beeinflusst. Oftmals hat sich eine Änderung der Verhaltensweisen genau in jenen Bereichen ergeben, die in einem Land besonders wichtig sind. In Italien ist das neben der eigenen Familie vor allem das Essen. Für die Italiener handelt es sich dabei um mehr als bloß Nahrungsaufnahme. Es gehört vielmehr zur Lebensphilosophie. Doch die Covid-Pandemie hat viele Aspekte der Gesellschaft und Kultur beeinflusst. Davon waren auch die Essgewohnheiten der Italiener stark betroffen.

 

In Italien wird sich vor allem am Wochenende noch ausreichend Zeit dafür genommen, um ein schmackhaftes Essen für die ganze Familie und Freunden zuzubereiten. Bildquelle: Klaus Nielsen / Pexels.com

Essenszubereitung in Italien

ALT-TAG: Auf einem mit Mehl bestaubtem Holztisch liegen unterschiedliche Lebensmittel. Die Hand einer Person ist gerade damit beschäftigt, Pasta zu formen.

Die Pandemie hat viele neue Köchinnen und Köche hervorgebracht

In den ersten Monaten nach Beginn der Pandemie haben sich viele neue Trends in Italien herauskristallisiert. Was davon vor allem die Essgewohnheiten der Italiener betrifft, ist unter anderem unter dieser Quelle nachzulesen.

Die Pandemie hat viele unangenehme Begleiterscheinungen mit sich gebracht. Dazu gehörten unter anderem Ausgangssperren, Einschränkungen sowie die Schließung von Bars, Pizzerien und Restaurants.

Auch wenn die Esskultur in Italien eine bedeutende Rolle spielt, so ist nicht jeder Mensch im Land gleich ein Sternekoch. Gerichte so gut und lecker zubereiten wie die gute alte italienische Nonna, liegt nicht jedem im Blut. Während der Pandemie waren viele Italiener jedoch gezwungen, sich selbst mit Nahrung zu versorgen. Das hat aber auch dazu geführt, dass sich viele Italiener an die Zubereitung von Speisen gewagt haben, die sie vor Covid-19 ausschließlich im Restaurant bestellt hätten.

Von Panikkäufen bis zum eigenen Gemüsegarten

Wie fast überall auf der Welt waren die ersten Wochen der Pandemie auch in Italien von so manchen Panikkäufen bestimmt. Anders als in Deutschland wurde in Italien jedoch kein Klopapier gehortet. Das liegt vor allem daran, dass viele Italiener in ihrem Bad ein Bidet haben. Dabei handelt es sich um ein niedriges Waschbecken, das dafür da ist, um sich nach dem Toilettengang zu reinigen. Wie in vielen anderen Ländern auch waren Desinfektionsmittel und Grundnahrungsmittel hingegen sehr gefragt.

Was der Begriff „Grundnahrungsmittel“ in Italien bedeutet, zeigt ein Bericht des italienischen Lebensmittel-Riesen Coop aus dem Jahr 2020: In den ersten drei Wochen des Lockdowns wurden verstärkt Nudeln, Reis, Konserven und Olivenöl gekauft. Doch nachdem sich die erste Panikphase gelegt hatte, stieg vor allem der Konsum von Bierhefe, Mozzarella und Mehl enorm an.

Kein Wunder, zu La Dolce Vita in Italien gehören vor allem die kleinen, aber feinen Besonderheiten wie der Genuss einer authentisch italienischen Pizza. Es wurde also begonnen, sich die geliebte Pizza aus der Pizzeria einfach selbst herzustellen. Die dabei erworbenen Pizzabäcker-Skills sind bis zum heutigen Tage erhalten geblieben. Bei der Zubereitung der eigenen Pizza handelt es sich also um eine nachhaltige Entwicklung.

Kulinarik-Blogs erlebten einen enormen Besucheransturm

Während der Lockdowns wurde der tägliche Arbeits- und Freizeitablauf massiv verändert. Neben der verstärkten Arbeit im Home Office mussten Beschäftigungen für die Freizeit her. Was liegt da näher, als die eigenen Kochkünste zu verbessern. Die passenden Rezepte und Anleitungen dazu findet man vor allem im Internet. Zahlreiche kulinarische Blogs wurden heiß gehandelt und wuchsen plötzlich wie Pilze im Wald aus dem Boden.

Wer bei Google Trends Italien beispielsweise den Suchbegriff „preparare la Pizza“ (Deutsch: Pizza zubereiten) eingibt, kann den Ausschlag im März 2020 sofort erkennen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Interesse für die Kunst der Pizzazubereitung nahezu verzehnfacht.

Die Zahl der Gemüsegärten ist erheblich angestiegen

Die Italiener sind aber während der Pandemie nicht nur zu Pizzabäckern geworden, sie haben darüber hinaus die Ausstattung in ihrer Küche enorm aufgerüstet. Der nationale italienische Lebensmittelverband Coldiretti berichtet darüber, dass in Italien in der Phase der Zwangsschließungen aus der Not eine Tugend gemacht wurde. So wurden zahlreiche eigene Gemüsegärten im eigenen Garten oder auf dem Balkon angelegt.

Basilikum und Rosmarin hatte bereits vor der Pandemie schon fast jeder Italiener zuhause. Frische Gewürze sind in Italien ein Muss. Nun gesellten sich vor allem Salat und Tomaten aus der eigenen Zucht dazu. Viele der Gemüsegärten sind bis heute erhalten geblieben.

Durch die Corona-Pandemie hat sich der Abfall reduziert

Viele italienische Städte haben mit enormen Müllproblemen zu kämpfen. Vor allem in Rom und Neapel sind die Probleme offensichtlich. Die Pandemie hat jedoch dazu geführt, dass sich der Abfall verringerte.

Das lag vor allem an einem sorgfältigeren und durchdachteren Einkauf der Italiener. Zudem wurden häufig Reste für die Zubereitung von neuen Gerichten verwendet. Auch dem Ablaufdatum wurde größere Beachtung geschenkt.

Leider zeigte sich aber vor allem in Rom, dass dieser Effekt nur sehr kurzfristig war. Bereits im Sommer 2021 war Roms ewige Müllkrise wieder besonders akut und die Säcke mit Abfall stapelten sich in den Straßen.

Der Konsum von Snacks und verpackten Produkten hat zugenommen

Wo Licht ist, befindet sich auch Schatten. Obwohl viele Italiener gelernt haben, ihre Speisen selbst zuzubereiten, ist gleichzeitig auch der Konsum von Fertigprodukten sowie Süßigkeiten und Alkohol stark angestiegen. Vor allem der Absatz von Chips, Schokolade und Bier hat sich in den ersten Wochen nach der Pandemie enorm erhöht. Glücklicherweise hat sich aber auch dieser Trend als nicht besonders nachhaltig erwiesen.

Nachdem Restaurants und Bars wieder ihre Türen geöffnet hatten, wurde dem Bier zuhause das Glas Wein im Lieblingsrestaurant wieder vorgezogen. Auch die Tütensuppen wurden wieder durch  beliebte Street-Food-Snacks wie Panzerotti und Focaccia ersetzt.

Was bleibt übrig von den Änderungen?

Die Italiener haben gelernt, ihr Essen selbst zuzubereiten. Das wirkt sich vor allem jetzt in Zeiten starker Inflation aus, in denen sich viele den regelmäßigen Restaurant-Besuch nicht mehr so einfach leisten können wie früher. Ein Grund hierfür sind auch die gestiegenen Restaurantpreise, die vor allem in der aktuellen Gas-Krise in Italien ihren Ursprung haben. Die Energiekosten im Gaststättengewerbe sind laut Schätzungen des Handelsverbands Confesercenti um bis zu 400 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg wird entsprechend an die Konsumenten weitergegeben.

Vor allem ein Trend der Pandemie ist aber gekommen, um zu bleiben: Anstatt im Restaurant finden Familienfeste und gesellige Zusammenkünfte auch heute noch wesentlich öfter in den eigenen vier Wänden und nicht in Restaurants und Pizzerien statt.

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